Die Geschichte der automobilen Entwicklungen in Brasilien ist auch die Geschichte der deutschen Automobilbauer und ihrer Zulieferer in
Brasilien. Stark ausgeprägte Schwankungen kennzeichneten und prägen noch heute diesen Weg. Die jüngste Vergangenheit ist dafür nur allzu charakteristisch. Wurden 1997 bereits über 2.000.000 Kfz im Land produziert,
waren es 1999, bedingt durch internationale aber auch hausgemachte Krisen, noch 1.400.000 Einheiten. Kfz-Hersteller und Zulieferer konnten ihre Kapazitäten nicht selten nur noch zu 40% auslasten. Dazu kam noch die
Aussicht auf zusätzliche Kapazitäten durch den Bau neuer Fertigungsstätten.
Das Jahr 2000 steht wiederum unter einem ganz anderen Vorzeichen. Die Krise scheint überwunden - darauf deuten auch die
makro-ökonomischen Indizes hin - die positiven Auswirkungen der Währungsabwertung stellen sich ein, und in einigen Branchen ist bereits die Kapazitätsgrenze erreicht.
Im ersten Semester diesen Jahres stieg die
Kfz-Produktion um 25% im Vergleich zum Vorjahr, und es wird ein Gesamtvolumen von 1.650.000 Einheiten prognostiziert. Nach den Aussagen mancher Marktexperten werden bereits im nächsten Jahr wieder 2 Millionen Kfz
erreicht.
Die Zeichen in Brasilien stehen auf Wachstum.
Neben dem Binnenmarkt mit seinen 170 Millionen Einwohnern und einer Automobildichte von einem Pkw auf acht Einwohnern, wird Brasilien zunehmend auch als
strategischer Produktionsstandort genutzt. Der Wirtschaftsraum Mercosur, dem neben Brasilien noch Argentinien, Paraguay sowie Uruguay angehören (Chile und Bolivien sind assoziierte Mitglieder) und bilaterale
Handelsabkommen mit Ländern außerhalb des gemeinsamen Marktes Mercosur stärken diese Position.
Der Enthusiasmus der letzten Jahre hat dafür gesorgt, daß alle namhaften Kfz-Hersteller in Brasilien neue Kapazitäten
aufgebaut haben. Und es sind vor allem europäische Modelle, die dort gefertigt werden. Die Konsequenz: Deutsche Zulieferer sind aufgefordert, ihren Kunden zu folgen.
Der brasilianische Markt ist ein wichtiger
Standort für Kfz-Hersteller sowie Zulieferer und wird zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen. Um die sich bietenden Chancen zu nutzen und die Risiken einzuschränken, bedarf es Informationen, die Transparenz
schaffen. Dazu soll dieser Branchenbericht beitragen.
Prof. Dr. Bernd Gottschalk,
Präsident Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA)